Die Auen entlang der Aare von Thun nach Bern haben einen sehr hohen ökologischen Wert und sind daher Teil des nationalen Naturschutzgebiets «Aarelandschaft zwischen Thun und Bern» (BLN 1314). In Muri werden diese Auen vom Muribad durchbrochen. Es stellt ein Hindernis für in der Aue wandernde Tierarten dar. Weiter hangaufwärts schliessen Privatgärten und Strassen an, die z.T. auch wieder Hindernisse bilden. Daher kommt den Flächen oberhalb des Bads eine besondere Bedeutung zu, da diese die Vernetzungsfunktion übernehmen müssen. Diese Flächen sind ebenfalls Teil des Naturschutzgebiets. Sie werden landwirtschaftlich genutzt, bisher jedoch kaum mit Auflagen. Innerhalb des Bad-Areals befindet sich am Hang eine geschützte Trockenwiese, die von der Gemeinde gepflegt wird.
Von der Projektidee zum Vertrag
Nachdem bekannt wurde, dass der bisherige Pächter der Wiesen beim Veloparkplatz und bei den Eichen nördlich des Spielplatzes des Muribads kein Interesse mehr an der Weiterbewirtschaftung hat, wurde Anfangs 2022 vom MuGüRü ein Konzeptvorschlag ausgearbeitet, wie diese Flächen ökologisch aufgewertet werden können. Das Gespräch wurde mit der Gemeinde gesucht und die Möglichkeiten eruiert. In der Zwischenzeit hatte ein neuer Pächter für die Restlaufzeit des alten Pachtvertrags, welcher auf Ende 2023 auslief, übernommen und hat die Fettwiese beim Veloparkplatz zum Anbau von Mais und Dinkel umgenutzt. Parallel dazu wurde mit der Gemeinde ein Konzept ausgearbeitet, das einige Punkte des ursprünglichen Konzeptvorschlags enthält. Auf den 1.1.2024 wurde der Vertrag zwischen dem MuGüRü und der Gemeinde vom Gemeinderat bewilligt.
Aufwertungsmassnahmen
Die Wiesen werden weiterhin von einem Landwirt gepflegt, jedoch neu mit Auflagen als extensive Wiese und Vernetzungsfläche. Das bedeutet, dass Ackerbau nicht mehr möglich ist und beim Mähregime ökologische Auflagen existieren. Die noch wenig artenreichen Wiesen sollen in Frommentalwiesen überführt werden und langfristig soll eine Abmagerung stattfinden. Dies geschieht durch konsequentes Abführen des Schnittguts und jeglichen Verzicht auf Dünger. Eine Herbstweide mit Rindvieh ist weiterhin möglich. In der Wiese beim Veloparkplatz werden zudem magere Stellen durch Bodenaustausch geschaffen, um die Artenvielfalt weiter zu erhöhen. Sie wird zudem im Frühling 2025 als Frommentalwiese neu angesät. Auf dem gesamten Perimeter ist der Einsatz von Pestiziden selbstverständlich verboten.
Teile der Randbereiche und die Hecken werden neu vom MuGüRü gestaltet und gepflegt. In der Vereinbarung wurden entsprechende Zonen definiert. Die Hecken bei den Eichen wurden vor Jahren schon durch den MuGüRü angelegt und ein Pflegekonzept erstellt. Durchgeführt wurde die Pflege von der Gemeinde und wird jetzt wieder vom Verein übernommen. Die Hecken bekommen einen Krautsaum, welcher einen Puffer zwischen Sträuchern und Wiese bildet. Der Artenreichtum der Hecken soll durch entsprechende Pflege und einzelne gezielte Anpflanzungen erhöht werden. Die Armenische Brombeere, die manche Hecke zu überwuchern droht und schon in die Wiesen rein wächst, soll zurückgedrängt werden. Eine vollständige Eliminierung wird aber nicht angestrebt, kleine Komplexe sollen bestehen bleiben.
Zusätzlich entstehen Kleinstrukturen wie Ast- und Steinhaufen, welche Lebensraum, Unterschlupf oder Winterquartier für manche Tierarten wie Amphibien, Reptilien, Igel, Hermelin aber auch diverse Insekten bieten. Sandhaufen oder Linsen sind für viele Wildbienen für die Fortpflanzung überlebenswichtig aber auch manch andere Insektenart profitiert davon.
Mittelfristig sollen auch Amphibien weiter profitieren können und es werden ein Tümpel geschaffen und die Vernässung an feuchten Stellen gefördert.
Die Umsetzung der Massnahmen erfolgt gestaffelt über die nächsten Jahre.
Und das Umland?
Es wäre schade, wenn die Aufwertungen sich auf diese beiden Flächen beschränken würden. Den angrenzenden Gärten kommt hier eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu. Einige dieser Gärten sind naturnah gestaltet und bieten viele ökologische Nischen. Bei anderen hingegen stand eher die Pflegeleichtigkeit im Vordergrund. Sie sind strukturarm und haben höchstens ein paar wenige und exotische Arten. Diese haben entsprechend einen sehr geringen ökologischen Wert. Es wäre doch schön, wenn auch diese eine Aufwertung erfahren würden. Eine Blumenwiese statt steriler Golfrasen oder eine Wildhecke statt Lorbeer, Glanzmispel oder Lorbeerkirsche. Wer macht mit?
Organisation – machst du mit?
Um die Pflege der Wiesen am Aarehang kümmern sich zusätzlich zum Verein eine Gruppe von Anwohnern des Gebiets und weiteren Interessierten. Diese Gruppe existiert bereits für die Haldenau und wird auf die Muribad Wiesen ausgeweitet. Willst du dich speziell für die Wiesen am Aarehang engagieren, kannst du dich bei unserer Lokalgruppe melden: haldenau@nvv-muguerue.ch. Wir sind froh, um jede Verstärkung. Das Mitmachen ist absolut freiwillig, jeder macht das, was ihn interessiert und zeitlich drin liegt. Man darf sich auch gerne melden, um durch unsere regelmässigen Infomails zu erfahren, was aktuell läuft.